Was sage ich den Erwerbern von Token, wann und wie sie ihr Investment versilbern können?

July 25, 2023
Wolfgang Richter

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Alle Investoren, die klassische Equity-Beteiligungen an einem Unternehmen halten, wissen, wie sie ihre Investition versilbern können: Sie müssen selbst, gegebenenfalls über die Einschaltung eines Vertrieblers, einen Käufer für ihre Beteiligung finden (und dabei mögliche Verkaufsbeschränkungen – Zustimmungsvorbehalte, Vorkaufsrechte, drag-along, tag-along Regeln etc. beachten).

Eine Token-Finanzierung bietet neue Möglichkeiten: Ich kann meinen Token auf einer sog. DeFi-Tokenbörse listen lassen und darüber mein Investment über die Token-Börse versilbern. Was ist eine DeFi-Tokenbörse?

DeFi steht für „decentralized finance“. Die entsprechenden Marktplätze haben in den letzten Monaten ein exponentielles Wachstum zu verzeichnen, inzwischen sind dort mehr als 100 Milliarden USD an Kapital gebunden.

Die DeFi-Börsen funktionieren ähnlich wie eine klassische Orderbuchbörse, bei der Käufer und Verkäufer zusammengeführt werden. Jedoch benötigt eine DeFi-Börse keine Gegenpartei (einen anderen Händler) auf der anderen Seite, um einen Handel zu tätigen. Vielmehr schließt der Käufer (oder Verkäufer) einen zweiseitigen Vertrag mit dem sog. Pool, der das gesuchte Token-Paar enthält, nämlich den jeweiligen Utility-, Security- oder Investment-Token (nachfolgend „Ziel-Token“) und, das unterstellen wir hier, einen Zahlungs-Token. Jeder Kauf- (oder Verkaufs-)Vertrag führt zu einer kleinen Preisänderung nach oben (oder nach unten), die über einen Algorithmus festgelegt wird. D. h., jede Nachfrage nach dem Ziel-Token führt zu einer kleinen Preiserhöhung für den nächsten Käufer des Ziel-Tokens. Umgekehrt führt der Verkauf des Ziel-Tokens in den Pool zu einer durch den unterliegenden Algorithmus berechneten Preisreduktion. Es findet also gerade kein herkömmliches Matching zwischen der Preisvorstellung eines Käufers und eines Verkäufers statt. Vielmehr schaut jeder, ob er zu dem jeweiligen Preisangebot eines Pools mit dem einschlägigen Ziel-Token kaufen oder verkaufen will. Dies führt zu einer vollautomatisierten und hocheffizienten – dezentralen – Durchführung von Markttransaktionen.

Das Endergebnis ist, dass der Token-Preis sich auf demselben Niveau einpendeln wird wie bei der klassischen Orderbuchbörse, denn hier wie dort schließen Käufer und Verkäufer nur Verträge ab, wenn der Preis sich in der für sie jeweils akzeptablen Größenordnung bewegt.

Aber ganz anders als bei der klassischen Orderbuchbörse kann flexibel Kapital zugeführt werden. Denn jeder, nicht nur die großen Banken, können als sog. Marketmaker auftreten: Jeder kann dem Pool Liquidität hinzufügen, indem er/sie den Ziel-Token und den Zahlungs-Token zu dem jeweiligen Kurs in den Pool einlegt und damit zu einem sog. Liquiditätsprovider wird. Ein Liquiditätsprovider verdient an den Swap-Fees für jede Transaktion im Pool, aber in der Regel gibt die DeFi-Börse noch zusätzliche Vorteile. Im Ergebnis ist diese Struktur die wichtigste Ursache für das exponentiell Wachstum der DeFi-Börsen.

Während bislang die DeFi-Börsen nicht für „Beteiligungs-Token“ zugänglich waren, weil diese als sog. Security-Token einer Lizenzierungspflicht unterliegen, werden derzeitig die ersten DeFi-Börsen mit den notwendigen Lizenzen für das Handeln mit Security-Token etabliert. Dies bietet eine Listing-Option und damit eine Exit-Option für Investoren zu einem Bruchteil der Kosten verglichen mit dem Listing an einer klassischen Börse, sowie die Möglichkeit, flexibel auch mit einem kleinen Pool zu starten, um den Markt zu testen.

Konsequenz: Es ist sinnvoll, diese Alternative bei der Kapitalbeschaffung zu berücksichtigen, weil zusätzliche Exit-Optionen für die Investoren von großer Bedeutung sind.

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